Im Oktober haben wir den Fokus medial auf das Thema mentale Gesundheit gelegt. In unserem Podcast Stärke beginnt im Kopf haben wir uns in verschiedenen Gesprächsrunden intensiv mit diesem komplexen Thema auseinandergesetzt. Heute möchten wir hier im Blog einige zentrale Aspekte besonders hervorheben.
Die Psychologie-Professoren und Hosts des Sportpsychologie-Podcasts Back to the Future, Dr. René Paasch und Dr. Sven Sohr, betrachten die mentale Komponente als entscheidenden Faktor für langfristigen Erfolg – sowohl im Profisport als auch im Breitensport. Im Gespräch mit Phil kritisieren sie den öffentlichen Umgang mit den Themen ‚psychologische Unterstützung und Prävention‘. Für viele Vereine, Trainer:innen und weitere Akteure scheint es nach wie vor ein Makel zu sein, solche Angebote aktiv zu nutzen und zu fördern. Mentalcoaches werden oft weder in offiziellen Mannschaftsfotos gezeigt noch zählen sie zum festen Trainerteam; vielmehr gelten sie häufig als eine optionale Hilfe in Krisensituationen.
Im humanistischen Ansatz unserer Podcast-Gäste hingegen spielen kontinuierliche Betreuung und Prävention eine zentrale Rolle: Sie fördern nicht nur die mentale Gesundheit der Athlet:innen, sondern verhelfen ihnen dadurch langfristig zu Höchstleistungen. Empathie und Menschlichkeit sowie enormes Potenzial bleiben somit häufig ungenutzt.
Wenn man anerkennt, dass mentale Gesundheit, Stärke und Resilienz Athlet:innen leistungsfähiger machen und das daraus entstehende Potenzial nutzen möchte, wird klar, dass dies auch höhere Anforderungen an das Personal stellt. Der empathielose „Schleifer“ ist vermutlich nicht mehr zeitgemäß, und auch der „Kumpeltyp“ sollte auf geeignetes Fachpersonal zurückgreifen können, um optimalen Support für die Athlet:innen sicherzustellen. Gezieltes Mentaltraining ist ebenso essenziell wie ein offenes Ohr für „weiche“ Themen und empathische Kommunikation im Allgemeinen.
In einem großen Verein betrifft dies nicht nur das Trainerpersonal – auch das Management sollte entsprechend geschult sein und mit der nötigen Sensibilität agieren. Idealerweise sind alle Teammitglieder, vom Platzwart über die Ersatzspieler und den Busfahrer bis hin zum Topstar, gleichwertige und anerkannte Teile des Teams. Schon allein die daraus entstehende Dynamik fördert das allgemeine Wohlbefinden. Auch ist klar: Der mentale Erfolgsdruck im Spitzensport lastet nicht nur auf den Athlet:innen. Auch Coaches und Betreuende profitieren gelegentlich von mentalem Support durch Sportmanager:innen oder andere Verantwortliche.
Unsere Gäste betonen: ‚Die Investition in den Menschen selbst kann ein echter Gamechanger sein, und Kommunikation ist der stärkste Hebel für gemeinsamen Erfolg.
Ein weiterer spannender Aspekt der mentalen Gesundheit und der daraus resultierenden Leistungsfähigkeit ist die Ernährung. Körperlich wie geistig gilt: Was wir zu uns nehmen, hat einen direkten Einfluss. Während bestimmte Nährstoffe generell essenziell für die Muskulatur und körperliche Fitness sind, liefern andere einen kurzfristigen Energieschub oder sorgen einfach mal zwischendurch für ein Glücksgefühl! 🙂 Zwar gelten solche „Glücksnahrungsmittel“ oft als weniger gesund, doch können sie – in Maßen genossen – die mentale Gesundheit positiv unterstützen. Eine permanente Selbstkasteiung durch strikte Diäten kann dagegen eher hinderlich wirken.
Zu diesem Thema hatte Benjamin den Ernährungswissenschaftler Mario Ost zu Gast. Laut Ost spielen nicht nur der Nährstoffgehalt von Lebensmitteln eine Rolle, sondern auch individuelle Unverträglichkeiten, die richtige Menge und der optimale Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Ebenso wichtig ist eine gesunde Einstellung zum Essen.
Er kritisiert insbesondere die unzureichende Ernährungsbildung an Schulen: Diese sollten Schüler:innen das notwendige Wissen vermitteln, um eigenverantwortlich auf eine gesunde Ernährung zu achten. Auch Vereine und Trainer:innen sieht er in der Verantwortung, dieses Wissen aktiv zu fördern und zu festigen.
Abschließend haben Phil und Benni das Thema ganzheitlich betrachtet. Eine zentrale These bei Spomind lautet, dass Sport die psychische Resilienz fördert. Statistiken zeigen jedoch, dass Leistungssportler:innen genauso häufig an Depressionen, Burnout und ähnlichen psychischen Belastungen leiden wie die übrige Bevölkerung. Dennoch findet sich diese Erkenntnis oft nicht in den Maßnahmen und Handlungen der Verantwortlichen im Profisport wider. Ein Grund dafür könnte sein, dass das einst als Hobby begonnene Training im Laufe der Karriere zunehmend nur als Beruf wahrgenommen wird, wodurch positive Faktoren wie persönliche Werte und das Gefühl der Selbstwirksamkeit ihre präventive Wirkung verlieren können.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass es viele Faktoren gibt, die unsere mentale Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen – allerdings sind diese von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Eine universelle Lösung gibt es entsprechend nicht. Umso wichtiger ist es, unser Handeln und unsere Kommunikation so auszurichten, dass wir stets den Menschen vor dem Ergebnis sehen, emotionale ‚Schwächen‘ respektieren und einen achtsamen Umgang miteinander pflegen.
Auch im kommenden Monat bleibt es spannend: Wie gehst Du mit Fehlern um? Werfen sie Dich zurück, oder nutzt Du sie, um daran zu wachsen? Kritisierst Du Teammitglieder und Kolleg:innen nur rational, oder unterstützt Du sie auch dabei, an ihren Schwächen zu arbeiten? Eine gesunde Fehlerkultur ist entscheidend für ein wertschätzendes Miteinander. In der nächsten Podcast-Folge stellt Phil Dir unter dem Motto Mental Aufmuskeln praktische Werkzeuge vor, die Dir helfen, diese Aspekte zukünftig gewinnbringend zu betrachten. Denk daran… Stärke beginnt im Kopf!