Die Welt des Profisports, allen voran des Fußballs, wird immer professioneller. Wo früher die Einschätzungen von Scouts dominierten, die bestenfalls einige Spiele eines Talents live im Stadion verfolgten und häufig lediglich auf Basis weniger Videos ihre Empfehlungen abgaben, stützt man sich heute auf umfassendes Datenmaterial. Dieses wird über Jahre hinweg gesammelt und gibt detaillierte Einblicke in die unterschiedlichsten Fähigkeiten und Leistungen eines Spielers oder einer Spielerin.
Für Fußball- und Sportfans, insbesondere für Romantiker des Spiels, ist dies oft eine von vielen ungeliebten Entwicklungen. Insbesondere für kleinere Vereine und Underdogs wird es immer schwieriger, ein unbekanntes „Juwel“ zu entdecken und groß herauszubringen. Die großen Vereine hingegen festigen ihre Macht durch immense Investitionen in das Datenscouting.
Doch wie so oft hat auch diese Medaille zwei Seiten. Die präzise Analyse von Leistungen durch Videos und Daten bietet insbesondere für die individuelle Entwicklung von Athlet:innen enorme Vorteile und Chancen. Sie ermöglicht eine gezieltere Förderung und ein besseres Verständnis für Stärken und Schwächen und vieles mehr.
Bei Spomind betrachten wir dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven – nicht zuletzt, weil unser sportbegeistertes Team persönlich unterschiedliche Hintergründe hat.
Mittlerweile haben wir uns in 2 Podcast-Episoden diesem Thema genährt, mit Dr. Patrick May von Goalimpact hatten wir in Episode 57 vor einer Weile bereits Details über das Scouting großer Vereine erhalten, in Episode 72 mit Daniel Ackermann von AQI haben wir uns intensiv mit den großen Chancen der Datenanalyse im Bezug auf die Aus- und Weiterbildung beschäftigt.
Mit diesem Artikel möchten wir das Thema noch einmal aufgreifen und vertiefen, bevor wir in einer der nächsten Folgen kritisch über die Probleme diskutieren werden.
Stärken und Schwächen gehören zu uns, wie das Amen in der Kirche. Sich beider bewusst zu werden, ist entscheidend, denn nur so lassen sich Schwächen gezielt angehen und Stärken weiter ausbauen. Dies gilt sowohl im persönlichen Bereich als auch im Berufsleben – und ganz besonders im Sport.
Für junge Athlet:innen ist es jedoch oft eine Herausforderung, sich selbst kritisch zu reflektieren. Fehler wiederholen sich möglicherweise, ohne dass sie wissen, wie sie diese effektiv abstellen können. Hier kann ein Coach eine wertvolle Unterstützung sein, vor allem wenn dieser auf umfangreiche Informationen über den oder die Athlet:in zugreifen kann. Über einen längeren Zeitraum gesammelte Daten liefern oft wertvolle Hinweise auf Stärken und Schwächen, die den Betroffenen selbst nicht bewusst sind.
Werden diese Erkenntnisse durch Videobeweise untermauert, erleben viele Athlet:innen einen regelrechten Aha-Moment: Schwächen werden sichtbar, und Fehler können gezielt und aktiv behoben werden. Gleichzeitig zeigen solche Analysen auch individuelle Stärken auf. Diese gezielt auszubauen und ins Zentrum des Trainings zu rücken, kann ein echter Gamechanger sein – sowohl für die persönliche Entwicklung als auch für den sportlichen Erfolg.
Mehr zum Thema Stärken und Schwächen, bzw. zur eigenen Fehlerkultur, gab es in unserer Podcast Episode 70, unter dem Motto mental aufmuskeln.
Man kann wohl mit Sicherheit sagen, dass Andy Möller im Nachhinein gern auf den Sieg des BVB gegen den KSC am 13. April 1995 verzichtet hätte. Sein theatralischer „Sturz“ im gegnerischen Strafraum, bekannt als die „Jahrhundertschwalbe“, und der daraus resultierende Strafstoß haben ihm vermutlich für immer den Titel des „Schwalbenkönigs“ eingebracht. Auch wenn seine Karriere insgesamt erfolgreich weiterging, konnte er diesen Makel nie mehr abschütteln – ein Stigma, das ihm vermutlich viele Chancen verbaut hat.
Aber war dies nur ein einmaliger Ausrutscher, oder war Möller grundsätzlich ein unfairer Spieler? Und wie sieht es bei späteren Profis aus, wie Timo Werner, Cristiano Ronaldo oder Luis Suárez? Alle drei trugen zumindest zeitweise das Image der Unsportlichkeit – sei es wegen eines bestimmten Vorfalls, der Tatsache, dass sie aufgrund ihrer spielerischen Klasse oft gefoult wurden, oder möglicherweise tatsächlich eines wiederkehrenden Verhaltensmusters.
Heute lassen sich solche Fragen objektiver beantworten, da kontinuierlich erhobene Daten eine präzise Analyse ermöglichen. Dies hilft, die Realität abzubilden, anstatt auf emotionale Momentaufnahmen oder unzureichend belegte Beobachtungen angewiesen zu sein.
Und machen wir uns nichts vor: Das Image einer Sportler:in spielt heutzutage eine entscheidende Rolle für die Karriere. Es beeinflusst nicht nur die sportlichen Erfolgsaussichten und die Attraktivität für Vereine, sondern hat auch erheblichen Einfluss auf die finanziellen Möglichkeiten, sei es durch Verträge, Sponsoring oder Werbedeals.
Mit dem Thema Fairplay haben wir uns übrigens kürzlich in unserer Podcast Episode 71 auseinander gesetzt:
Melde dich gerne bei uns, wenn du zu einem der Themen mehr Informationen benötigst oder tiefer in die Materie eintauchen möchtest. Wir unterstützen dich gerne – sei es mit unserer eigenen Expertise oder durch die Vermittlung passender Kontakte aus unserem Netzwerk.
Wenn du auch in Zukunft bei diesen und weiteren spannenden Themen auf dem Laufenden bleiben möchtest, empfehlen wir dir unseren monatlichen Newsletter. Hier erhältst du regelmäßig Updates zu aktuellen Themen und exklusiven Angeboten.