Die vergangene Fußball-EM und die derzeit laufenden Olympischen Spiele markieren für einige Sportler:innen aus verschiedenen Disziplinen das Ende einer langen Karriere im Profisport. Man könnte meinen, ein besseres Ende sei kaum vorstellbar. Doch wie stark hängt das weitere Leben von der Leistung bzw. dem tatsächlichen Erfolg beim letzten großen Wettkampf ab? Und wie ergeht es jenen, die ihren letzten großen Auftritt aufgrund von Verletzungen und/oder mangelnder Fitness und Leistung verpassen? Ist das Beenden der aktiven Laufbahn hier tatsächlich eine bewusste Entscheidung für ein neues Lebenskapitel, oder eher ein erzwungener Abschied aus einem gefühlt noch nicht abgeschlossenen Lebensabschnitt?
Tennisspielerin Andrea Petkovic hat kürzlich ein Buch über ihre Erfahrungen in diesem Kontext veröffentlicht, in dem sie sehr ehrlich über ihre Empfindungen spricht und ihren schwierigen Weg in ein neues Leben beschreibt.
„Spitzensport ist Leben in komprimierter Form. Alles ist auf Momente zugespitzt.
Millimeter- und Sekundenbruchteile entscheiden über Euphorie oder Enttäuschung.
Eine gesunde Distanz zum Beruf ist kaum möglich.
Gefordert ist immer der ganze Einsatz, körperlich und mental.
Darum trifft das Ende der Karriere die Athlet:innen auch so wuchtig, weil es nur wenig Empfinden gibt neben dem Sport.
Und wenn Leistungssportler nach der Karriere von ihrem Intensitätstrip herunterkommen, sind sie gezwungen, eine neue Bestimmung zu finden.
Im Wissen, dass sie im neuen Gebiet wohl nie so gut werden, wie sie es im Sport waren.“
Neben Andrea Petkovic gibt es zahlreiche Beispiele von Profisportler:innen, die nach einer teils beeindruckenden Karriere Schwierigkeiten hatten, den Übergang in ein neues Leben und neue Herausforderungen zu meistern. Dies führte oft zu Depressionen und ungesunden Lebensweisen, bis hin zu Drogenmissbrauch und Kriminalität.
Doch wie kann man es schaffen, den aktiven Leistungssport an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen, mit neuen Lebensstrukturen und Aufgaben zurechtzukommen und zufrieden sowie erfüllt auf den vergangenen Lebensabschnitt zurückzublicken?
Ein entscheidender Faktor ist die Selbstwirksamkeit. Das Gefühl, das eigene Leben selbst zu bestimmen und die kommenden Schritte bewusst zu gehen, erleichtert den Übergang erheblich. Diese Selbstwirksamkeit setzt eine gewisse mentale Gesundheit voraus, die im stressigen, leistungsgetriebenen Umfeld des Profisports erhalten und ausgebaut werden muss. Jede
Sportler:in muss individuelle Wege finden, um mit sich selbst, der eigenen Leistung und den Gegebenheiten ins Reine zu kommen. Mentalcoaches und eine offene Kommunikation zu solchen Themen können dabei sehr hilfreich sein. Gelingt es, Selbstzufriedenheit und Optimismus zu entwickeln, sind dies die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Karriereende, unabhängig vom letzten großen Wettkampf oder eventuell verpassten Zielen.
In unserer aktuellen Podcast-Episode 61 beleuchten wir das Karriereende im Leistungssport und den Übergang in ein „neues Leben“ anhand von Beispielen wie Andrea Petkovic. Wir diskutieren wichtige Faktoren, um diesen Übergang angemessen zu gestalten.
Hast Du bereits Erfahrungen mit diesem Thema? Hast Du weitere Anregungen und Tipps, wie man diesen Meilenstein am besten meistern kann? Oder steht Dein Karriereende vielleicht vor der Tür und Du wünschst hier mehr Infos und eventuell Hilfe? Melde Dich gern bei uns, wir freuen uns über jegliches Feedback und stehen selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite!