Die Olympischen Spiele 2024 in Paris werden in Erinnerung bleiben für spannende Wettkämpfe, beeindruckende Leistungen, Weltrekorde und eine mitreißende, weltoffene Stimmung. Doch Freud und Leid liegen oft nah beieinander: Neben den vielen Erfolgen gab es auch Misserfolge und Enttäuschungen, die die Athlet:innen verarbeiten müssen. Gleichzeitig stellt sich für die Sportförderung in Deutschland die Frage, ob die bestehende Struktur angemessen ist oder Anpassungen und Reformen erforderlich sind. Diese und weitere Themen besprechen wir in unserer aktuellen Podcast-Episode, deren Essenz wir hier im Blog zusammenfassen.
Auch diesmal gab es auf deutscher Seite große und teils überraschende Erfolge. Lukas Märtens sicherte nach einer langen Durststrecke eine Goldmedaille im Schwimmen, Yemisi Ogunleye glänzte im Kugelstoßen, Oliver Zeidler im Rudern, unsere Kanuten, die 3×3-Basketballerinnen und natürlich die Reiter:innen sorgten für goldenen Glanz. Dazu kamen zahlreiche Silber- und Bronzemedaillen.
An Spannung kaum zu überbieten war das Handball-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich. Der Ausgleich in letzter Sekunde durch Renārs Uščins und die packende Verlängerung katapultierten das Team ins Halbfinale. Auch hier triumphierten sie gegen Spanien und zogen ins Finale ein. Doch im Kampf um Gold unterlagen sie deutlich mit 26:39 gegen Dänemark und mussten sich mit Silber begnügen.
Dieser Verlauf spiegelt in gewisser Weise den aktuellen Leistungsstand vieler deutscher Athlet:innen wider, ob im Team- oder Individualsport. Große Ambitionen und Leistungen führen oft bis an die Spitze, doch im entscheidenden Moment fehlt manchmal die letzte Konsequenz, um ganz oben zu stehen. So konnte sich Speerwerfer Julian Weber erneut nicht für seine starke Leistung belohnen, und die amtierenden Weltmeister im Basketball scheiterten im Halbfinale an Frankreich und verfehlten im Spiel um Platz 3 die Bronzemedaillie.
Wir möchten die erbrachten Leistungen keineswegs schmälern oder infrage stellen – schließlich messen sich bei Olympia die Besten der Welt. Doch die Frage bleibt, ob es im Bereich des Mindsets, der mentalen Stärke und Entschlossenheit, noch ungenutztes Potenzial bei Team Deutschland gibt, das den entscheidenden Unterschied machen könnte. Platz 10 im Medaillenspiegel ist das bisher schwächste Abschneiden Deutschlands – seit Jahren geht es hier eher bergab als bergauf.
Auffallend ist, dass Deutschland vor allem in etablierten Sportarten vorn dabei ist, wenn auch nicht immer in den Top 3. Ob Ballsport, Leichtathletik, Rudern oder Schwimmen – wir sind zumindest stets ambitioniert. Über mögliches Verbesserungspotenzial haben wir bereits nachgedacht, stärkere Förderung im mentalen Bereich könnte ein Ansatz sein.
Besonders ins Auge fällt dabei der Reitsport, eine Disziplin, die nicht primär von öffentlicher Sportförderung lebt, sondern auf eigenen, finanziell potenten Beinen steht und regelmäßig eine unserer Paradedisziplinen darstellt. Doch was ist mit aktuellen Trendsportarten wie Skateboarding, BMX, Surfen, Breakdance oder Klettern? In diesen Disziplinen spielten deutsche Athlet:innen keine entscheidende Rolle oder waren teils gar nicht vertreten. Gerade solche Sportarten könnten jedoch ein Stück weit die Zukunft des Sports darstellen, sollten solche daher gezielt gefördert werden, zumindest bei der Sportförderung eine deutlichere Berücksichtigung finden?
Zum Schluss möchten wir unbedingt noch betonen: Trotz aller Terrorangst, Gedanken an Kriege und Erinnerungen an die überstandene Pandemie, waren die Spiele in Paris ein Musterbeispiel für eine große Stärke des Sports – die Völkerverständigung und den Abbau von Vorurteilen. In alter französischer Tradition ist es gelungen, eine fast schon ungewohnte Atmosphäre von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu schaffen. Das faszinierende Ambiente in und um Pariser Baudenkmäler, das gewagte und teils zurecht kontrovers diskutierte Freischwimmen in der Seine und vor allem die große Offenheit, Unbefangenheit und Gastfreundschaft der Bevölkerung prägten dieses Event. An dieser Stelle möchten wir einfach Danke sagen!
Lasst uns mit diesen positiven Eindrücken in die Zukunft blicken und Ausgrenzung, Hetze und Hass keinen Raum in unserer Gesellschaft geben!
Dem Thema Sportförderung werden uns in einer späteren Episode noch einmal gezielter widmen, was sind Deine Gedanken hierzu? Teil sie uns gern mit, wir freuen uns über Feedback und Anregungen.